„Lucrezia Borgia“ – Opernbesuch der Q2er-Musikkurse im Aalto-Theater Essen

Ein Bericht von Leonie Weber und Josia Zall:

Lucrezia Borgia – Eine Zugfahrt mit Halt in der Oper 

Ein Besuch in der Oper, im Aalto-Theater in Essen, dazu kommt Lob und Kritik. Letztendlich war es für die meisten von uns immerhin „besser als erwartet“. 

Es gibt zahlreiche Sagen und Legenden um die historische Person Lucrezia Borgia: Die einflussreiche Intrigantin aus einer bedeutenden italienischen Dynastie Anfang des 16. Jahrhunderts, die Tochter des Papstes und Ehefrau des Herzogs von Ferrara, der schon ihr dritter Ehemann war. Es ranken sich nicht wenige Gerüchte um ihre machtpolitischen Morde. Es gibt also definitiv eine gute historische Vorlage für die Oper nach Victor Hugo und dem italienischen Komponisten Donizetti. 

In der Oper selbst geht es um eine von Liebe, Hass und Misstrauen geprägte Dreiecksbeziehung. Vor langer Zeit brachte die Herzogin Lucrezia Borgia einen unehelichen Sohn, Gennaro, zur Welt und hinterlässt ihm nichts weiter als einen Brief, in welchem sie ihre Identität jedoch verschleiert. Jahre später begibt sie sich nach Venedig, um ihren Sohn zu sehen. Als „die Borgia“ ihn aufsucht, verliebt dieser sich zunächst in seine Mutter, wird aber von seinen Freunden, insbesondere von seinem besten Freund Orsini, gegen sie aufgebracht und später über seine wahre Identität aufgeklärt. 

Der Herzog Don Alfonso erfährt von Gennaro und vermutet eine Affäre mit Lucrezia Borgia. Gennaro stiehlt aus Wut auf die Herzogin zusammen mit seinen Freunden das B aus dem Borgia-Familienwappen und bietet Don Alfonso so die Möglichkeit, ihn zu bestrafen. Der Herzog zwingt seine Frau, ihn vergifteten Wein zu verabreichen, diese kann ihm aber gerade noch das Gegengift geben. Gennaro kann fliehen. 

Einige Zeit später lässt Gennaro sich überreden, Orsini auf eine Feier der Fürstin Negroni zu begleiten. Lucrezia Borgia denkt, Gennaro wäre geflohen und verabreicht ihm und seinen Freunden vergifteten Wein. Der weigert sich, das Gegengift zu nehmen und stirbt in den Armen seiner Mutter, die sich erst kurz vor seinem Tod als diese offenbart. 

Als wir etwas in der Essener Aalto Oper ankamen und die Vorstellung los ging, gab es erstmal schlechte Neuigkeiten. Einige Besetzungen der Hauptrollen fielen aufgrund von Krankheit aus. Doch auch die Zweitbesetzungen konnten die Storyline sehr gut singen und darstellen. 

Denn musikalisch ist die Oper sehr gut ausgearbeitet worden. Das professionelle Orchester funktionierte gut mit der Besetzung der Charaktere. Im für die meisten von uns eher ungewohnten Gesang wurden Talent und Begabung der deutschen und italienischen Sängerinnen und Sänger deutlich. 

Die doch relativ komplexe Story verwirrte uns mehr als einmal, sodass in der Pause nach dem ersten Akt erst einmal mit Frau Reimers und Herr Reh im Programmheft überprüft werden musste, warum die Hauptdarstellerin der Oper unverhältnismäßig oft abgestochen wurde. Aber anscheinend waren die Schaffer der Essener Inszenierung kreativer als an anderen Opernstandorten. Für den Rest des Publikums, dessen Altersdurchschnitt und Bekleidungsniveau wir signifikant senkten, mögen diese teils sehr verwirrenden Szenen aber erleuchtender gewesen sein. 

Auch die Bühne und die Kostümierung der Essener Inszenierung blieb hinter unseren Erwartungen einer prunkvollen und durchdachten Oper zurück. Stattdessen war auf der Bühne sehr viel antike Tapete und ein Vorhang zu sehen, der scheinbar sinnfrei hin- und hergezogen wurde, sowie Kostüme mit auffallend viel gezeigter Haut, wo es gar nicht zwingend notwendig gewesen wäre. Die Kostüme der Hauptcharaktere waren dafür sehr schlicht gehalten. 

Abschließend kann man sagen, dass der Besuch in der Oper definitiv besser war als von den meisten von uns gedacht.  

Viele Grüße gehen raus an den von uns „Willi“ getauften Rentner, der die „Snooze“-Funktion bei dem Wecker seines Smartphones während der Vorstellung entdeckte und den allgemeinen Verdacht natürlich erst einmal auf die nervige Schülergruppe lenkte.