Liebe Schüler*innen, liebe Eltern, liebe Lehrer*innen,
der Dezember ist auch in der Schule die Zeit des Jahres, in der man zur Ruhe kommt und das vergangene (Schul-)Jahr Revue passieren lässt. Die traditionelle Adventsmusik in der Haardter Kirche stimmt die ganze Schulgemeinschaft auf die ruhigen und besinnlichen Tage vor den Weihnachtsferien ein und der Schulalltag wird mit Plätzchen, Wichteln und kleinen Weihnachtsfeiern ein wenig wärmer und gemütlicher.
Das Jahr 2020 war aber ein Jahr, das anders war als die vielen Jahre der Schultradition.
Es war ein Jahr im Angesicht eines unberechenbaren und unsichtbaren Virus, das sich einerseits im Sinne einer Pandemie weltweit ausbreitete und andererseits Auswirkungen bis in den letzten Winkel unserer Gesellschaft und unseres Lebens hatte, hat und noch eine längere Zeit haben wird. Das Geschehen hat neben dem mit der Pandemie verbundenen Leid durch Erkrankung, Isolation und Tod auch die Stärken und das positive Potential unserer (globalen) Gesellschaft beleuchtet. Andererseits hat es Salz in die Wunden unserer Schwächen, gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten und Missstände gestreut. Die Sorge um Gesundheit, Arbeitsplatz und ein Leben, welches wir bis Anfang dieses Jahres geführt haben, belastet viele von uns schwer. Eine trotz aller positiven Entwicklungen tröstende, positive Perspektive wechselt sich mit einer hilflosen, sich bis zu Wut und Aggression steigernde Ohnmacht im Angesicht von steigenden Fallzahlen, Quarantänemaßnahmen und Lockdown ab. Auch die Schulgemeinschaft war von diesem Wechselspiel nicht ausgenommen.
Während im Frühjahr zunächst eine Schockstarre mit einer anschließenden Hoffnung auf ein schnelles Ende des „Spuks“ bestand, reifte bei allen Beteiligten spätestens nach den Sommerferien die Erkenntnis, dass sich Schulleben, wie es vorher, bestand für eine lange Zeit, vielleicht für immer, ändern werde. Durch kreative Lösungen, ein hohes Maß an Engagement und Kompromissbereitschaft von Lehrer*innen, Eltern und Schüler*innen wurden in schier unzähligen Stunden an (Video-)Konferenzen und Sitzungen Hygienemaßnahmen erarbeitet und der Unterricht auf die Anforderungen in Zeiten von Quarantänemaßnahmen und Abstandsgeboten umgestellt. Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg ist nicht zuletzt das Konzept des wechselnden Unterrichts, welches wir seit einigen Wochen am EVAU für einen Großteil der Jahrgangsstufen eingeführt haben.
Der Weg bisher war nicht immer einfach: Kompromisse waren nicht immer zur Zufriedenheit aller zu finden, es mussten Maßnahmen gegeneinander abgewogen werden die auch immer Nachteile, Mehraufwand und schmerzhafte Beschränkungen mit sich brachten und ein hohes Maß an Akzeptanz und Flexibilität aller Beteiligten abverlangte!
Durch unvorhersehbare und unvermittelte Beschlüsse des Kultusministeriums und die Dynamik des Geschehens in der Gesellschaft, aber auch am EVAU selbst, waren die Diskussionen lebhaft und manchmal musste man feststellen, dass man sich aus Aktionismus, fehlender (Wissens-) Grundlage oder unbegründeter Sorge in eine Sackgasse manövriert hatte. Als hilfreich in solchen Situationen erwies es sich, einen Schritt zurückzugehen, innezuhalten und sich erneut zu orientieren. Auch hier hat sich wieder gezeigt, wie unschätzbar wertvoll und richtungsweisend unser Leitbild ist. Auf Grundlage dessen ließen sich Abwägungen klarer formulieren, Entscheidungen fundierter fällen und Licht in einen undurchsichtigen Nebel von Bestimmungen, Verordnungen und Beschlüssen bringen.
Die kommenden Weihnachtstage werden für viele von uns anders sein, als wir sie uns wünschen. Wir werden aufgefordert, uns auf „das Wesentliche“ zu beschränken. Wir müssen einen Schritt zurückgehen und uns neu orientieren, um zu erkennen, was uns wichtig ist. Das Weihnachtsfest, wie wir es kennen, wird reduziert und konzentriert auf einen Punkt. Statt mit vielen Freunden und Angehörigen zu feiern, verbringen wir die Heilige Nacht und die Weihnachtsfeiertage im Kreise der engsten Familie und Freunde – mit den Menschen, die uns Halt geben, die uns stützen und die uns bedingungslos annehmen wie wir sind. Trotz aller dunklen Sorge, aller Unsicherheit, aller Trauer über Krankheit und Tod, aller Entbehrungen und Verzicht in diesem Jahr kann aber vielleicht gerade diese Konzentration auf „das Wesentliche“ ein wenig Licht im Dunkel, Orientierung, Kraft, Zuversicht und Hoffnung spenden, die viele von uns so nötig brauchen.
Vielleicht können wir in diesem Sinn auch die Botschaft der Heiligen Nacht aus einem anderen und für viele von uns neuen Blickwinkel betrachten. Auch das Licht des Sterns in der Heiligen Nacht hat nicht mit einem Male alles Üble, alle Not aus der Welt beseitigt und sie fortan in einen hellen Glanz getaucht. Im Bild der dieser Nacht schenkt das Licht in der Dunkelheit, in der Armut des Stalls und in der Sorge um die Zukunft Orientierung, Hoffnung und Zuversicht.
Nicht mehr – aber auch nicht weniger.
Wir danken Ihnen im Namen der Schulleitung und der Schulpflegschaft in diesem besonderen Jahr ganz herzlich für Ihr unbeschreibliches Engagement, die langandauernde Geduld, jede Form der Unterstützung und vor allem Ihr unschätzbares Vertrauen!
Wir wünschen Ihnen allen und Ihren Familien Gesundheit und den Segen, die Hoffnung und die Zuversicht der Heiligen Nacht!
Beate Brinkmann Dr. Philipp Kneppe
Schulleitung Vorsitzender der Schulpflegschaft