Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslagers Auschwitz, Symbol für den Terror und die fabrikmäßige Vernichtung ungezählter Menschen vor allem jüdischen Glaubens, von der Roten Armee befreit.
Schülerinnen und Schüler eines Religionskurses aus der EF erinnerten in einer bewegenden Andacht daran, dass auch aus Siegen nahezu die gesamte jüdische Gemeinde in Vernichtungslager deportiert, ermordet oder in den Tod getrieben wurde. Die Namen derer, die in Auschwitz ermordet wurden, wurden stellvertretend für all die anderen genannt.
„Namen sind wichtig. Erinnern geht nicht allgemein, nicht anonym, nicht namenlos. Wenn wir uns erinnern, dann erinnern wir uns an Menschen, die gelebt haben, und gelacht und geweint und geliebt, die Mütter waren und Töchter, Väter und Söhne, Freunde und Geliebte, die Träume hatten, Ziele, Pläne für ihr Leben… An Menschen, die mitten unter uns gelebt haben, die Nachbarn hatten, Freundinnen und Freunde, Mitschülerinnen, Kollegen – wie kann es sein, dass man sie einfach aus ihrer Mitte fortholen und in die Hölle schicken konnte?! Warum hat niemand sie behütet?“
Wir hören Gott fragen: Kain, wo ist dein Bruder Abel?!
Zu erinnern, was damals geschah, lässt uns sensibel und wachsam werden füreinander.
Täglich sind wir herausgefordert, eine andere Antwort zu geben als Kain. Die Antwort, die täglich neu gegeben werden muss:
Ich bin dein Hüter
Bruder
Wie sollte ich nicht dein Hüter sein. (Hilde Domin)
Auf die Frage derer, die Unrecht leiden, die Kummer haben, die uns brauchen, vielleicht, weil sie mit sich selbst nicht klar kommen, mit ihrer Verletzlichkeit, oder ihrer Wut und Reizbarkeit, neben uns, in der Klasse. Als Flüchtling, der in unserem Land Schutz sucht; als Moslem oder Jüdin, der oder die aufgrund ihrer Religion auch heute wieder mitten unter uns angefeindet wird… Die einzig richtige Antwort: Ja, ich bin hier, ich dein Bruder, deine Schwester. Dein Nachbar, deine Freundin, dein Nächster, dein Hüter…