Kürzlich waren neun Mitglieder der Buen Vivir-Gruppe des evau in München, um die internationale Buen Vivir-Konferenz in der dortigen Kongresshalle mitzuerleben. Unzählige Vorträge, unterschiedlichste Workshops und eine Filmvorstellung lieferten eindrücklich Gedanken und Anregungen. Damit erweiterte sich nicht nur das Wissen, sondern auch der Handlungsdrang unserer Buen Vivir-Gruppe. Sogar über diese Aspekte hinaus war die Fahrt ein wunderbares Ereignis, zu dem sowohl die gemütliche Unterkunft auf einem Zeltplatz inmitten der Großstadt beitrug als auch die langen, gesprächsreichen Zugfahrten. Ein Höhepunkt war sicherlich die Silent Parade am Montagabend, an der die Gruppe mit ca. 300 Personen mit Kopfhörern auf den Ohren durch die Innenstadt tanzte – für das gute Leben.
Was den Mitgliedern insbesondere im Kopf geblieben ist, können Sie den folgenden Stellungnahmen entnehmen:
„Ich war noch nie innerlich so aufgewühlt, so hin und her gerissen.
Auf der einen Seite die deprimierende Erkenntnis, wie egozentrisch wir heute in unserer westlichen Gesellschaft leben und wie unmenschlich wir mit unseren Mitmenschen und der Natur umgehen und auf der anderen Seite diese tiefe Hoffnung, dieses Gefühl laut schreien zu wollen, wie schön diese Welt ist und dass ich große Zuneigung und Verbundenheit mit allem und jedem fühle und es so unglaublich schade finde, dies nicht offen zeigen zu können, weil gesellschaftliche Normen mich daran hindern.
Buen Vivir ist mehr als Umweltschutz und Nachhaltigkeit, es ist ein Lebensgefühl, das mich zu mir selbst und der Gemeinschaft mit allem führt.“ Clara Forster, Q1.
„Ich habe die Buen Vivir Konferenz als sehr bereichernd empfunden, wobei mir vor allem die Vorträge der Repräsentanten der indigenen Völker in Erinnerung geblieben sind. Besonders wichtig ist mir die Allverbundenheit des Menschen und somit auch der, von Esperanza Martinez angesprochene, Verbund im Menschen selbst geworden.“ Johannes Otterbach, Q1.
„Durch den Kongress wurde uns ins Gedächtnis gerufen, dass das, was Buen Vivir von der herkömmlichen Naturverbundenheit unterscheidet, die tiefe Spiritualität ist. Es geht also bei dem Schutz von Ressourcen nicht einfach nur darum, den nächsten Generationen einen gepflegten Boden zu hinterlassen, sondern die Natur – als Raum und Nährer, für eine harmonische Gesellschaft als Subjekt anzunehmen und zu achten. Wir sollten versuchen dem Buen Vivir für die Gegenwart und besonders für den gesamten Kosmos nachzugehen.“
Leonie Stegner und Helen Teshay, Q1.
„Mir, und wahrscheinlich vielen anderen auch, ist bewusst geworden, wie viel die westlichen Länder und ihre Bewohner, also wir, von den indigenen Völkern aus Südamerika lernen können und wie enorm wichtig der Austausch zwischen den beiden ist.
Ebenfalls hatte ich innerhalb der Workshops, und auch besonders nach der gesamten Konferenz das Gefühl, es wäre ein erster Schritt in Richtung Buen Vivir gemacht worden. Obwohl mich gestört hatte, dass die gesamte Konferenz sehr theoriebelastet und voll von Lesungen war, hatte ich das Gefühl, viel Unterstützung und Interesse zu erhalten und es tat gut zu wissen, dass da viele andere Leute waren, die sich für das Buen Vivir einsetzen wollen.
Außerdem hat es mir sehr gefallen, dass die Konferenz und auch besonders die Silent Parade (die nebenbei einer der absoluten Höhepunkte der Fahrt war :)) meiner Meinung nach einen hoffnungsvollen und positiven Eindruck hinterlassen haben, und auch die Gäste keinen bedrückten oder negativen Eindruck vermitteln wollten.
Und das letzte was mir aufgefallen ist und was mich zugleich erstaunt, beeindruckt und glücklich gemacht hat, war, dass so viele junge Menschen an der Konferenz und der Silent Parade teilgenommen haben, und damit nochmal deutlich gezeigt wurde, dass dieses ganze Konzept des Buen Vivir eine Sache ist, die nicht nur die "älteren" Generationen, sondern auch die jungen und die kommenden betrifft. Ich persönlich habe mich auch dadurch insgesamt während der Konferenz wohler gefühlt.“ Nora Merker, EF.
„Die Begegnungen, die Gespräche und die Vorträge auf dieser internationalen Buen Vivir-Konferenz haben mir über theoretische Gedanken hinausgehend Eindrücke vom Leben indigener Völker vermittelt, was überaus bereichernd war. Einhergehend damit war vor allem im Dokumentarfilm "La Buena Vida" bestürzend deutlich zu sehen, wie grausam und unmenschlich die Kultur, vielmehr sogar das gesamte Leben, dieser Völker niedergestampft wird – nur um unsere Bedürfnisse befriedigen und Geldgier stillen zu können. Das darf nicht so bleiben.“ Helen Zimmermann, Lehrerin.
Weitere Anregungen zur Information finden sich unter folgenden Links:
· Zum sehenswerten Dokumentarfilm „La Buena Vida“: http://www.dasguteleben-film.de/start/
· Eine Petition für das indigene Volk der Wayuus im Norden Kolumbiens (weitere Informationen dazu im Film und unter dem Link): https://weact.campact.de/petitions/schrei-nach-wasser-drei-kohlekonzerne-begehen-wortbruch