„Erinnern reicht nicht, man muss auch etwas tun.“ Wenn Michael Vidlakova zu Gast am evau ist, geht es ihr um mehr als „nur“ die Schrecken aufzuzeigen, denen sie als kleines jüdisches Mädchen unter der Nazi-Herrschaft zunächst in ihrer Heimat Prag und dann später im Konzentrationslager Theresienstadt ausgesetzt war. Sie möchte ihre jungen Zuhörer dazu gewinnen, selbst Verantwortung zu übernehmen, selbst aktiv zu werden, um zu verhindern, dass sich Ähnliches wiederholen kann.
Auch vergangene Woche stand diese Botschaft im Mittelpunkt ihres anderthalbstündigen Vortrags in der Arche. Zahlreiche Schülerinnen und Schüler der Ober-, aber auch der Mittelstufe hatten sich dort abends eingefunden, daneben Eltern, Lehrer und frühere evau-Schüler. Die Holocaust-Überlebende nahm ihr Publikum mit auf eine Reise in ihre Kindheit, die so anders verlief als die Kindheit ihrer Zuhörerschaft.
Ihr Überleben der Nazi-Diktatur ist an dieser Stelle anlässlich ihres letzten Besuchs vor ziemlich genau zwei Jahren bereits ausführlich geschildert worden, die Ausgrenzungen im besetzten Prag, der Transport nach Theresienstadt, die glücklichen Zufälle, die ihr und ihren Eltern das Leben retteten. (Nachzulesen im News-Archiv, 28. Januar 2017)
Was an Frau Vidlakovas Vorträgen immer wieder beeindruckt, ist ihre Fähigkeit, das dunkelste Kapitel ihrer langen Lebensgeschichte mit einer Leichtigkeit zu schildern, die jedoch nicht auf Kosten der Eindringlichkeit ihres Vortrags geht. Dadurch gelingt es ihr, ihr überwiegend junges Publikum in den Bann zu ziehen und gleichzeitig zum Nachdenken anzuregen, was in den vielen Fragen zum Ausdruck kam, die von Seiten der Schülerinnen und Schüler nach dem Vortrag gestellt wurden. Bleibt zu hoffen, dass wir Frau Vidlakova trotz ihres hohen Alters weiterhin am evau begrüßen werden dürfen.