Der Sprung über die innerdeutsche Mauer: Michael Schwerck hat ihn hinter sich – und das beinahe im wahrsten Sinne des Wortes. Als junger Mann gelang ihm 1966 die spektakuläre Flucht aus der für ihn verhassten DDR, vergangene Woche berichtete er vor Schülerinnen und Schülern der Q2-Geschichtskurse von seiner Flucht, vor allem aber auch von den Motiven, die ihn dazu veranlassten, sich ganz allein in den Westen aufzumachen.
Vor allem die Verlogenheit des SED-Staates ist es, die den jungen Mann gegen das Regime aufbringt. Als nicht systemkonform-agierender Mensch bekommt er die Härten der Diktatur am eigenen Leib zu spüren – immer wieder werden ihm Steine bei seinem beruflichen Werdegang in den Weg gelegt. Eine Berliner S-Bahn-Strecke, die zum Teil durch das wenige Jahre zuvor befestigte Grenzgebiet führt, nutzt er zur Flucht. Mitten im Grenzgebiet zieht er den Notfallhebel und kann den Grenzposten über Maschendrahtzaun, einen 4,80 Meter tiefen Graben und Stacheldraht knapp entkommen.
Es sind die Anschaulichkeit und die hohe Authentizität, die Schwercks gut einstündigen Vortrag so spannend machen. Vom Grenzverlauf in Berlin hat er eigene Skizzen angefertigt, die seine Fluchtroute verdeutlichen. Gleichzeitig betont er aber, welches Glück ihm mit der Flucht zu Teil wurde – ein Glück, das viele andere „Republikflüchtlinge“ nicht hatten, hunderte Todesopfer gab es an der innerdeutschen Grenze zu beklagen.
Organisiert wurde der Zeitzeugenvortrag von der Konrad-Adenauer-Stiftung, die momentan auch eine Ausstellung zur DDR in der Arche zur Verfügung stellt. Neben Michael Schwerck war mit Peter Keup (Ruhr-Uni Bochum) ein Wissenschaftler zu Gast, der ebenfalls in der DDR geboren wurde. Auch er schaffte es in den Westen, er wurde als inhaftierter DDR-Bürger von der Bundesregierung freigekauft.