Sollte man bei jedem Menschen gleich nach der Geburt einen Gentest auf alle bekannten Krankheiten durchführen? Sollte man Eltern genetische Eingriffe zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit ihres Nachwuchses erlauben? Hat ein Embryo den gleichen moralischen Status wie ein geborener Mensch?
Antworten auf diese und andere Fragen versuchten die 45 Lernenden der Leistungskurse Biologie und Philosophie (Q1) im Rahmen des Bioethik-Seminars im Schülerlabor der Ruhr Universität Bochum in Kooperation mit dem Institut für Kirche und Gesellschaft der Evangelischen Kirche Westfalen-Lippe zu finden. Die zwei Projekttage unter dem Motto „next GENeration- Der Mensch und seine Gene: analysiert – verbessert – selektiert?“ boten ausgiebig Zeit zum Nachdenken fernab vom Schulstress. Neben biologischen Grundlagen der Genforschung wurde von den Lernenden vor allem eine präzise moralische Urteilsbildung erwartet und von Experten aus Philosophie (Dr. Haltaufderheide), Theologie (Prof. Dr. Lars Klinnert) und Wissenschaft (Dr. Gudrun Kordecki) auf die Probe gestellt. „Ihr findet sicherlich noch bessere Argumente als das Katastrophenargument.“ forderte Dr. Joschka Haltaufderheide vom Institut für Medizinische Ethik die Teilnehmenden heraus. In einer hitzigen Diskussion über Themen wie Präimplantationsdiagnostik und Stammzellforschung wurden die ethischen Grenzen aktueller und zukunftsfähiger biotechnologischer Verfahren für Individuum und Gemeinschaft argumentativ ausgelotet – kein leichtes Unterfangen:
„Stellen wir uns einen Mann vor, der im Koma auf einer Intensivstation liegt, keine Angehörigen mehr hat und dessen Herz einem anderen Patienten das Leben retten könnte. Wo ist da der Unterschied zu einem Embryo?“
Ermöglicht wurde diese inhaltlich intensive Exkursion durch die finanzielle Unterstützung des Förderkreises des evaus, die Begleitung der Fachlehrenden (Frau Murrenhoff, Herr Hallenberger und Frau Börner) und nicht zuletzt durch die Motivation der Lernenden.